Babyboomer und Rente
die ersten Jahrgänge der Babyboomer gehen in Rente und möchten den Ruhestand gesund genießen.
Ist das möglich?
Diskussionsbeitrag der Senioren-Union Berlin Neukölln
Zur Situation: Die Babyboomer (1960-1975 Geborene) gehen auf Rente, werden älter und kränker.
Langsam wachsen die starken Jahrgänge durch die Altersklassen – hatten die Schulen verstopft, hatten Mühe, genügend Ausbildungs-, Studien- und Arbeitsplätze zu finden, haben im allgemeinen Aufschwung eigenen und damit gesamtgesellschaftlichen Wohlstand erarbeitet. Außerdem hat die mittlere Lebenserwartungszeit in Deutschland auf 81 Jahre zugenommen – die Babyboomer sind nicht nur viele, sie leben auch noch länger, die Rentenbezugsdauer hat sich erhöht (5 Jahre 1970, 15 Jahre 2023), “Alterskrankheiten” (Diabetes, Arthrosen, Demenz.) fallen vermehrt an.
Seit 50 Jahren ist bekannt, dass die nachfolgenden Jahrgänge die Menge der Babyboomer nicht mehr ausgleichen, mit abnehmender Bevölkerungszahl/Erwerbstätigenzahl auszukommen sein wird.
Eine steigende Belastung von Rentensystem und Gesundheitssystem einschließlich der Pflege ist die Folge.
Nur mit einem Anstieg der Produktivität in der Wirtschaft sind diese Belastungen für die gesamte Gesellschaft zu schultern.
Die Regierung will die Wirtschaft unterstützen, u.a. mit
- Bürokratieabbau
- Abschreibungsmöglichkeit von Zukunfts-Investitionen
- Industriestrom
Gleichzeitig muss man sich der Eigenverantwortung für eine private Vorsorge im Rentensystem und in der Gesundheit/Pflege bewusstwerden. Eine Erhöhung der Sozialabgaben, ist in Hinblick auf den Wirtschaftsstandort nicht zu verantworten. Auch Frau Warken (Gesundheitsministerin) will eine Reform der Gesundheitsversorgung durch effizientere Strukturen, ohne Anhebung der Sozialabgaben erreichen.
Jeder sollte wissen, dass er bei höheren Ansprüchen, wenn möglich, seine Rente mit privater Vorsorge verbessern sollte. Die staatliche Rentenversicherung sichert einen Standard, der jeweils neu austariert werden muss und tendenziell sinkt.
Notwendige Maßnahmen sind:
- Frühstartrente, Einstieg in die private Vorsorge
- Demographischer Faktor, Anpassung des regulären Renteneintrittsalters an die durchschnittliche Lebenserwartung
- Anreize zur freiwilligen Weiterarbeit nach Erreichen des Rentenalters, zur Zuarbeit nach Renteneintritt
- Entkopplung des Rentenanstiegs der Lohnsteigerung, Rentenerhöhung entsprechend der Inflation
- Individuelle Förderung der Rentner mit kleinem Einkommen, keine Leistungen nach dem Gießkannenprinzip (Mütterrente)
Unser Gesundheitssystem ist das drittteuerste weltweit, die Lebenszeit liegt mit 81,2 Jahren im europäischen Durchschnitt. Mehr Geld bedeutet also nicht automatisch mehr Gesundheit. Die Eigenverantwortung für ein aktives Leben in allen Abschnitten muss bewusstwerden.
- Anregung zur besseren Ernährung - Zuckersteuer
- Weitergehende Einschränkung von Nikotin-, Alkohol-, Cannabisgebrauch
- Anregung und Angebote für mehr Bewegung, Sport
Verbesserung der Infrastruktur in näherer Umgebung zum Wohnsitz, Angebot kleinerer Wohneinheiten
- ÖPNV, Mobilitätsangebote
- Erhalt von kleineren erreichbaren Geschäften
- (auch kleinere) Grün- und Erholungsflächen, beschattete Sitzmöglichkeiten
- Soziale Infrastruktur - Seniorenfreizeitstätten/generationenübergreifende Freizeitstätten flächendeckend
Im Koalitionsvertrag werden Kommissionen genannt, die die dringend notwendigen Reformen für des Renten- und Pflegesystem erarbeiten sollen. Wir wollen mitreden! Alle Daten sind zur Genüge bekannt. Wir halten eine breite Diskussion der Pläne zur Reform des Renten- und Gesundheitswesens für dringend erforderlich.
- Fachkräfte auf dem allgemeinen. Arbeitsmarkt fallen weg, dies beeinflusst die Wirtschaftsleistung und damit auch das Sozialsystem negativ, bremst evtl. mögliches Wachstum aus
- Pflegefachkräfte und Ärzte scheiden altersbedingt aus, die Nachfrage steigt
- 23% der berufstätigen Ärzte -437 000 2024- sind über 60 Jahre alt, 9% über 65 Jahre – ohne Zuzug aus dem Ausland würde die Anzahl der Ärzte um 2000/Jahr abnehmen. Die Ärztezahl ohne deutsche Staatsangehörigkeit beträgt 68000, in den letzten 10 Jahren verdoppelt
Intensivere jeweils adäquate Bemühung um Schulung, Ausbildung und Studium im Land ist notwendig – immer noch verlassen bei uns etwa 40000 Jugendliche jährlich die Schule ohne Abschluss.
Als Voraussetzung für die notwendige individuell angepasste Sprachschulung ist die Evaluierung des Sprachvermögens von allen 4jährigen Kindern in den Kitas ein wichtiger Schritt!
Beschäftigungszuwachs erfolgte in Deutschland in den letzten Jahren ausschließlich durch Menschen mit Migrationshintergrund.
- Intensive Anwerbung von motivierten ausländischen Menschen, die hier arbeiten und sich integrieren wollen, ist notwendig.
- Bürokratische Hindernisse bei der Anerkennung von Abschlüssen müssen abgebaut werden, während der Tätigkeit kann die Eignung genauer überprüft werden als durch die Sichtung von Zertifikaten.
- Die Sprachschulung kann während der Berufstätigkeit erfolgen.
Auch für die Gesundheitsversorgung sollen die Sozialabgaben nicht erhöht werden, stattdessen effizientere Strukturen entstehen.
Die stationäre Behandlung stellt sowohl in der Akutversorgung als auch im Pflegebereich den kostenaufwendigsten Teil.
Die Krankenhausreform ist notwendig:
- Zentren mit spezialisierter Versorgung sollen eine hochwertige Medizin für alle Menschen, bei denen diese Therapie sinnvoll ist, weiterhin auf hohem Niveau gewährleisten, Orte für Forschung und Lehre sein
- Krankenhäuser der Normalversorgung sollen wohnortnah die Grundversorgung sicherstellen
In der ambulanten Gesundheitsversorgung ist das Primärarztsystem sinnvoll.
- Es müssen genügend Hausärzte als erste Anlaufstelle zur Verfügung stehen
- Die Praxen müssen von medizinisch nicht notwendigen Leistungen entlastet werden, Bürokratieabbau!
- Durch die Einführung der vollständigen elektronischen Patientenakte kann die Zusammenarbeit mit Fachärzten, mit dem Krankenhaus, mit der Pflege besser funktionieren
- Neben der Grundversorgung aller muss hier die Versorgung der Menschen organisiert werden, die nicht mehr in der Lage sind, in die Praxis zu kommen.
In der Pflege sollte der hilfsbedürftige Mensch in seinem Alltag und in seinen Zielen unterstützt werden. Sowohl die zeitweise Versorgung bei akuter Erkrankung als auch die dauerhafte Versorgung bei ständiger Hilfsbedürftigkeit soll die Selbständigkeit des betroffenen Menschen fördern, seinen Willen weitgehendst berücksichtigen.
- Ausgiebige Information bzgl. Behandlungs- und Versorgungsmöglichkeiten durch hierfür geschultes Personal
- Stärkung der Patientenrechte, Patientenvertreter im Vorstand von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen
- Absoluter Vorrang der ambulanten Pflege
- Einbeziehung und Schulung von Angehörigen/Freunden/Nachbarn, die unterstützende Aufgaben übernehmen können und wollen
- Verfügbarer Mobilitätsdienst
- Möglichkeit der teilstationären oder kurzfristig der stationären Betreuung, kleinere Pflegegruppen
- Sicherstellung der Betreuung schwer pflegebedürftiger Menschen in den Pflegeheimen
- Dauerhafte Kontrolle der Pflegeleistungen